Die Apotheke zum goldenen Reichsapfel befindet sich im Herzen der Stadt, 2 Minuten zu Fuß von St. Stefansdom entfernt.
In der Singerstraße wurden römische Bauten und Gräber aufgefunden, die erste mittelalterliche Stadt beschränkt sich auf das alte Römerlager, das Gebäude der späteren Apotheke befand sich (wie auch der Stefans-Dom ) zunächst außerhalb der Stadtmauer.
Kurz nach der ersten Stadterweiterung 1272 schenkte Paltram Vatzo, ein reicher Wiener Bürger, dem Zisterzienserinnenkloster St. Maria bei St. Niklas vor dem Stubentor den Grund in der Singerstraße. Er finanziert auch einen Klosterbau mit Kirche und Kreuzgang. Die Kirche befand sich Ecke Singerstraße-Grünangergasse auf dem Gelände unserer Apotheke. Rund 100 Jahre leben Zisterzienserinnen in der Singerstraße, 1358 verkaufen sie die Anlage an den Herzog. In der Folge wird eine Schule eingerichtet, Teile des Klosters werden verkauft. Wechselnde Nutzung als z. B. Waisenhaus oder Franziskanerkloster folgen.
1625 gründet Kaiserin Eleonore in den Gebäuden ein Clarissinnen- Kloster, die Kirche wird renoviert und 1653 neuerlich St. Niclas geweiht. Aus dieser Zeit gibt es eine Ansicht der Kirche mit dem Kloster.
Bereits 1782 hebt Kaiser Joseph II. das Clarissinnen-Kloster wieder auf, 1785 werden die Kirche und das Kloster abgerissen, es entstehen mehrere Häuser auf dem Gebiet des ehemaligen Klosters. Das heutige Apothekenhaus wird errichtet.
Die Apotheke „Zum goldenen Reichsapfel“ wurde 1782 im Melker Hof (heute Schottengasse 1/ Teinfaltstraße 2) von Apotheker Peter Rauch gegründet. Da aber in der unmittelbaren Nähe eine andere Apotheke („Zum Straußen“) eröffnete, siedelte unsere Apotheke 1795 an den heutigen Standort, an Stelle der „Dörflerschen Apotheke“.
1826 übernahm Mag. pharm. Wilhelm Edler von Würth die Apotheke. Würth war äußerst innovativ und ideenreich, er erfand unter anderem den „k.u.k. ausschließlich privilegierten Würth`schen Zahnkitt“ und war der erste Apotheker, der für seine Produkte in Zeitungen zu annoncieren begann.
Eine weitere prägende Person in der Apotheke zum goldenen Reichsapfel war Ignaz Pserhofer, der die Apotheke 1869 übernahm. Er ließ die Apotheke innen und außen umbauen, das heutige Aussehen der Apotheke geht auf seine Tätigkeit zurück. Pserhofer erfand eine Reihe von Spezialitäten und Rezepturen, die in der ganzen Monarchie vertrieben wurden. Berühmt wurden die „Pserhoferschen Abführpillen“, die sogar das Kaiserhaus bezog. Sie wurden bis in die 70iger Jahre des 20. Jhdts. hergestellt. Pserhofer begann auch eine Sammlung alter Apothekengefäße, von der sich Reste erhalten haben.
1981 übernahm Mag. pharm. Helmut Kowarik die Apotheke. Unter behutsamer Beibehaltung der historischen Offizin-Einrichtung führte er die längst nötige gründliche Modernisierung und Erneuerung der Apotheke durch. Unter seiner Leitung erwarb die Apotheke großes Wissen in der Zubereitung individueller Rezepturen, er arbeitete dabei mit Universitätskliniken zusammen.
Seit 2013 führt sein Sohn, Mag. pharm. Dietmar Kowarik die Apotheke. Er führt die große Rezeptur- Tradition der Apotheke zum goldenen Reichsapfel weiter.
Die Sage vom Nonnenloch
Der Keller der Apotheke zum Goldenen Reichsapfel, die auf den Grundmauern des alten Nicolai- Klosters steht, führt wie viele Keller in der Wiener Innenstadt, 2 Stöcke unter die Erde.
In einem Keller befinden sich alte Apothekengefäße und Gerätschaften aus über 300 Jahren Apothekengeschichte. Im 2. Untergeschoß befinden sich weitläufige Räume mit Ziegelgewölbe. Ein Raum, mit annähernd quadratischem Grundriss, ist höher als die anderen Räume und hat in seinem Gewölbe ein dunkel klaffendes Loch.
Von diesem Loch geht nun die Sage, dass es einst der einzige Zugang im diesen Raum gewesen sei und dass der gruselige und düstere Raum einst als Gefängnis für „gefallene Nonnen“ des Klosters gedient habe.
Die bedauernswerten Frauen wären durch das Loch herabgelassen worden und sollen dann das Tageslicht nicht mehr erblickt haben.
Ein menschlicher Rückenwirbel, der im Keller gefunden wurde, findet sich heute noch in der Sammlung der Apotheke.
Salieri und Mozart
Eine andere Sage besagt, dass der frühe Tod von Mozart, der durch Vergiftung herbeigeführt worden sein soll, im Zusammenhang mit der Apotheke steht.
Antonio Salieri, Tondichter und Zeitgenosse Mozarts, der seinem berühmten Berufskollegen dessen glänzende Karriere und dessen Talent neidete, soll Mozart vergiftet haben.
Wenige Wochen vor seinem Tod sprach Mozart mit seiner Frau Constanze über eine mögliche Vergiftung.
Das Gift für seine Mordtat soll Salieri in der Apotheke zum goldenen Reichsapfel gekauft haben, die gleich ums Eck zu Mozarts Wohnung liegt. Mozart selbst soll auch um ein Gegengift in unsere Apotheke gekommen sein.
Grillparzer
Dass Franz Grillparzer von 1844 bis 1849 im Haus der Apotheke wohnte und hier unter anderem die Dramen „Libussa“ und „Bruderzwist in Habsburg“ schrieb, ist keine Sage, sondern verbürgt. Auch er war Kunde der Apotheke zum goldenen Reichsapfel.