Definition Hormon
Als Hormon (aus dem Griechischen mit der Bedeutung: antreiben, in Bewegung setzen) bezeichnet man Signalstoffe oder Botenstoffe, die mit dem Blut zu ihren Wirkorganen gelangen und die bereits in sehr geringer Menge wirken.
Als Arzneimittel werden vor allem folgende Hormonarten eingesetzt:
- Schildrüsenhormone
- Insuline
- Corticoide (“Kortison“)
- Sexualhormone
Wenn man von „Hormontherapie“ oder „Hormonersatztherapie“ spricht, sind zumeist die Sexualhormone gemeint.
Sexualhormone
Werden von den menschlichen Keimdrüsen produziert (Hoden, Eierstöcke). Sie wirken dort und an vielen anderen Organen.
Unterscheidung in:
- Androgene und Antiandrogene
- Östrogene oder Estrogene
- Gestagene
Androgene
Männliche Sexualhormone, wichtigster Vertreter: Testosteron
Werden vor allem im Hoden, aber auch in geringen Mengen in den Eierstöcken und der Nebennierenrinde produziert.
Wirkung: anabol, d.h. gewebe- und muskelaufbauend, Haarwachstum und Haarausfall
Weitere Vertreter: Androstanolon, Pregnenolon
Antiandrogene
Hemmen die Wirkung von Androgenen
Vertreter: Cyproteron–Acetat (CPA), Finasterid (eigentlich ein 5a- Reductasehemmer)
Estrogene
Follikelhormone (FH), weibliche Sexualhormone
Wirkung auf die Sexualorgane: weibl. Zyklus, Wirkung auf Knochendichte, Wassereinlagerung, Steigerung der Durchblutung und Proteinsynthese; wirken Hautbild verbessernd.
Vertreter: 17ß Estradiol (E2), Estriol (E3), 17a Estradiol
Gestagene
Gelbkörperhomone
Regulieren weiblichen Zyklus gemeinsam mit Estrogenen, „Schwangerschaftsschutzhormon“, Gegenspieler der Estrogene
Vertreter: Progesteron
Weitere Sexualhormone
DHEA (Dehydroepiandrosteron), Vorstufe der Sexualhormone im Körper
Die wichtigsten Anwendungen der Hormone
In der „Pille“ als Verhütungsmittel, zur Hormonersatztherapie in den weiblichen Wechseljahren, für ästhetische Zwecke – „Hormonkosmetik“, als Anabolikum.
In den letzten Jahren haben Studien und eine vielfältige Medienberichterstattung zu kritischer Betrachtung der Anwendung von Hormonen geführt. Es sind in diesen Diskussionen auch viele Begriffe aufgetaucht, die zum Teil verwechselt oder unzulässig vermischt werden. Dies hat zu großer Verunsicherung von Anwenderinnen der Hormonersatztherapie oder der Hormonkosmetik geführt.
Zur Aufklärung der Verwirrung hier einige Begriffserklärungen:
„Natürliche Hormone“
Als „natürliche Hormone“ werden die Hormone bezeichnet, die strukturell und funktionell identisch mit jenen Hormonen sind, die der Körper selbst herstellt (z. B.: Progesteron). „Natürlich“ sagt in diesem Zusammenhang nichts über die Gewinnung oder Herstellungsart aus! Natürlich meint nur: genauso, wie vom menschlichen Körper produziert.
„Bioidente Hormone“
Siehe „Natürliche Hormone“. Gemeint ist wiederum die Form, die der menschliche Körper selbst produziert. Sagt nichts aus über die Herstellungsart, schon gar nicht über eine Herstellung aus Pflanzen oder „Bio“ im Sinne einer biologisch-ökologischen Quelle. In letzter Zeit wird „bioidenten Hormonen“ eine deutliche Verringerung hormonell bedingter Risiken zugeschrieben. Aus wissenschaftlicher Sicht ist dies jedoch nicht bewiesen. Da z.B. in der Pille auch Formen von Hormonen Anwendung finden, die nicht vom menschlichen Körper hergestellt werden, werden die negativen Nebenwirkungen der Pille zum Teil von manchen Autoren darauf zurückgeführt. Dies ist aber eine Vermutung und wissenschaftlich nicht belegt. Manche Hormonwirkungen lassen sich viel besser mit künstlichen, nicht bioidenten oder natürlichen Hormonen erzielen. Auch bioidente Hormone sind stark wirksame Arzneimittel mit Wirkungen und unerwünschten Nebenwirkungen. Die Behandlung mit Hormonen gehört daher in die Hand des Arztes. Alle Hormonpräparate sind in Österreich aus diesem Grund rezeptpflichtig.
„Phytohormone“ auch „pflanzliche Hormone“ oder „Phytoöstrogene“
Bei diesen Stoffen, die zum Beispiel in Rotklee oder Soja vorkommen, handelt es sich um Substanzen, die mit den menschlichen Hormonen chemisch nicht verwandt sind. Die Bezeichnung „Phytohormon“ in diesem Zusammenhang ist daher irreführend und falsch. Bekannte Vertreter von Phythohormonen sind Isoflavone. Sie werden gegen Wechselbeschwerden eingesetzt, da ihre räumliche Struktur den Sexualhormonen ähnlich ist und daher eine leichte hormonelle Wirkung zeigen. Die Erfahrungen über die Wirksamkeit von Isoflavonen sind aber sehr unterschiedlich.
„Mikronisierte Hormone“
Von der Mikronisierung einer Substanz spricht man, wenn die Teilchengröße des Pulvers im Mikrometerbereich zu finden ist. Vorteil von mikronisierten Hormonen ist die schnellere Löslichkeit und bessere Aufnahme in den Körper.
Herstellung von Hormonen
Da Hormone chemisch kompliziert aufgebaute Moleküle sind und im Säugetierorganismus nur in sehr geringer Menge vorkommen, war die Gewinnung von Hormonen für therapeutische Zwecke lange Zeit ein Problem. Zur Gewinnung der Hormone wurden große Mengen von Harn trächtiger Stuten gewonnen und eingedampft und daraufhin aufbereitet und gereinigt, verbunden mit großen Kosten. Zum Teil wurden hier auch nicht bioidente Hormone gewonnen, wie z. B. „konjugierte Estrogene“. Diese wurden sehr intensiv eingesetzt. (z.B. in Premarin®)
Erst die Entdeckung von hormonähnlichen Ausgangsstoffen in Pflanzen (v. a. Diosgenin), zum Beispiel in der Yamswurzel, in manchen Yuccaarten oder Bockshornklee und die Entwicklung von Methoden, diese Vorläuferstoffe dann in mehreren Schritten zu Hormonen umzuwandeln, machte es möglich, die „Pille“ zu entwickeln und verhältnismäßig preiswert auch bioidente Hormone zur Verfügung zu stellen.
Heute werden die meisten arzneilich verwendeten Sexualhormone auf die vorher beschrieben Weise „partialsynthetisch“ aus pflanzlichen Ausgangsstoffen hergestellt.